Kunst und Psychologie

Kunst und Psychologie


Der Club Carinthia lud am 10. August zu einem Sommerbesuch der Galerie Tichy in Pörtschach ein und zahlreiche Mitglieder sind dieser Einladung gefolgt. Es war ein besonderes Erlebnis, in der Werkstatt des Künstlers Josef Tichy, der im Sommer 1922 in Pörtschach geboren wurde und dort im November 2001 verstarb. Johannes Brahms würdigte diesen inspirierenden Ort mit dem denkwürdigen Satz, dass da „die Lieder durch die Luft fliegen“. Gustav Mahler hat dies von der anderen Seite des Wörthersees bestätigt. Er animierte aber auch bildende Künstler – und Josef Tichy war einer von ihnen. Ausgebildet bei Arnold Clementschitsch in Klagenfurt und Herbert Boeckl und Christian Martin in Wien wurde er vor allem auf dem Gebiet der Farbgrafik und Kaltnadelradierung bekannt und berühmt. Die anlässlich seines 100. Geburtstages von seiner Tochter kuratierte Ausstellung, die dem Thema „Mensch Sein“ gewidmet ist, umfasst auch Aquarelle und Ölmalerei. In der nahe gelegenen evangelischen Kirche in Pörtschach sind auch Glasfenster von ihm zu bewundern. Die Galerie, die sich dem Motto „Kunst als Begegnung“ verpflichtet weiß und sich als „Begegnungszentrum“ versteht, sieht ihre Aufgabe darin, das geistige Erbe des Künstlers zu vermitteln, nämlich die Kommunikation mit anderen Menschen, Kulturen und Bräuchen. Die Tochter, die Psychologin Dr. Barbara Wagner-Tichy, sieht in seiner tiefen Beziehung zur Natur mit ihren unerschöpflichen Farben und Formenreichtum prägende Elemente in der Persönlichkeit des Künstlers, zu denen sich menschliche Offenheit, Toleranz und Bescheidenheit gesellten – wahrlich ein reiches Erbe, das er der Nachwelt hinterlassen hat.

Wenn in der Überschrift die Psychologie hervorgehoben wurde, so ist dies dem Vortrag der Galeristin geschuldet, die als Psychologin das Werk ihres Vaters zu erschließen trachtete und auf spannende Weise dem Besucher nahebrachte. Gerade in dieser Kombination von Kunst und Psychologie entdeckten wir den besonderen Wert für unsere Gesellschaft, die darauf angewiesen ist, wenn sie nicht in populistischer Phraseologie untergehen möchte. Hierzu gehört natürlich auch die Literatur, im Falle Tichys vor allem Hermann Hesse, dessen Buch „Verliebt in eine verrückte Welt“ den Künstler beeindruckt hat.

Ein strahlender Tag führte uns von der Galerie Tichy schließlich zur Bäckerei Wienerroither. Dort sind Bilder des Pörtschacher Malers Wilhelm Loisel (1914-2005), Vater unseres Gründungspräsidenten, ausgestellt. Er war Vertreter der konservativen naturalistischen Schule, seine Bilder dokumentieren das lokale und regionale Milieu auf kongeniale Weise. Der Tag fand seinen stimmungsvollen Abschluss, von Axel Loisel vorgeschlagen, in der Parkvilla Wörth direkt am Wörthersee.

Karl W. Schwarz